Die Kunst der österreichischen Brenntradition: Vom Obstgarten ins Glas

Lena Goldecke
12. Mai 2025
Blogpost
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Die österreichische Brennkultur blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück, die bis heute mit Leidenschaft gepflegt wird. Besonders in der malerischen Region zwischen Bodensee und Alpen hat sich eine wahre Hochkultur der Obstbrennerei entwickelt. Hier, wo saftige Streuobstwiesen das Landschaftsbild prägen, entstehen einige der feinsten Destillate Europas. Die Prinz Brennerei aus Hörbranz verkörpert diese Tradition seit 1886 und hat die Kunst der Obstdestillation zu wahrer Meisterschaft gebracht.

Von der Frucht zum Edelbrand: Ein aufwändiger Prozess

Die Herstellung hochwertiger Obstbrände ist ein komplexer Vorgang, der viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl erfordert. Alles beginnt mit der sorgfältigen Auswahl der Früchte. Nur vollreife, makellose Exemplare werden für die Destillation verwendet. Die Obstauswahl entscheidet maßgeblich über die spätere Qualität des Endprodukts.

Nach der Ernte werden die Früchte gewaschen, entkernt und in Gärbehältern mit Reinzuchthefen angesetzt. Die Fermentation dauert je nach Obstsorte und Umgebungstemperatur mehrere Wochen. In dieser Zeit wandelt sich der Fruchtzucker in Alkohol um. Die entstandene Maische wird anschließend im traditionellen Brennverfahren destilliert. 

Der Brennvorgang im Detail

  • Erhitzen der Maische in der Brennblase
  • Verdampfen der Alkoholbestandteile
  • Abkühlung und Kondensation im Kühlsystem
  • Trennung von Vor-, Mittel- und Nachlauf
  • Auffangen des wertvollen Mittellaufs (Herzstück)

Regionaltypische Spezialitäten aus Österreich

Jede Region Österreichs hat ihre eigenen Brenntraditionen entwickelt. In der Steiermark dominieren Kernobstsorten wie Apfel und Birne, während in Tirol verstärkt Beerenbrände produziert werden. Die Gegend um den Bodensee ist besonders für ihre Williams-Christ-Birnenbrände bekannt, die einen unverwechselbaren Charakter aufweisen.

Ein typisch österreichisches Phänomen ist der sogenannte "Inländer-Rum". Diese Spirituose entstand zu Zeiten der Habsburger Monarchie, als der Import von echtem Rum aus der Karibik mit hohen Steuern belegt war. Als Alternative entwickelten findige Brenner einen aus Zuckerrübenmelasse hergestellten Ersatz, der bis heute beliebt ist und in vielen traditionellen Rezepten Verwendung findet.
Nach der Destillation folgt die Reifung, die dem Edelbrand seinen charakteristischen Geschmack verleiht. Moderne Brennereien setzen auf verschiedene Lagerungsmethoden, um unterschiedliche Geschmacksprofile zu erzielen:

Traditionelle Holzfässer verleihen dem Destillat zusätzliche Aromen und eine goldene Farbe.

Traditionelle Lagerungsmethoden

Die Lagerung in Steingutgefäßen, den sogenannten "Hafele", ist eine besonders traditionelle Methode. Diese Gefäße ermöglichen eine langsame Luftzirkulation, ohne dass der Edelbrand Fremdgeschmäcke annimmt. Der Schnaps reift dabei harmonisch und entwickelt seine sortentypischen Aromen optimal.

Für spezielle Editionen kommen auch Holzfässer zum Einsatz. Je nach Holzart - ob Eiche, Kastanie oder Kirsche - nehmen die Destillate unterschiedliche Aromen auf und erhalten ihre charakteristische bernsteinfarbene Färbung. Vor allem hochwertige Obstbrände profitieren von einer mehrjährigen Reifung im Holzfass.

Wer die Vielfalt österreichischer Brenntradition kennenlernen möchte, findet bei einer Prinz Schnaps Verkaufsstelle eine beeindruckende Auswahl an Spezialitäten - von klassischen Obstbränden über Liköre bis hin zu saisonalen Kreationen.

Der perfekte Genuss: Tipps für den Konsum

Um das volle Aroma eines hochwertigen Obstbrands zu erleben, sollten einige Grundregeln beachtet werden. Die Trinktemperatur spielt eine entscheidende Rolle: Während Liköre leicht gekühlt serviert werden können, entfalten klassische Obstbrände ihre Aromenvielfalt am besten bei Zimmertemperatur zwischen 17 und 19 Grad Celsius.

Auch das richtige Glas ist wichtig. Speziell geformte Schnapskelche mit einer nach oben verjüngten Form konzentrieren die Aromen und ermöglichen ein intensives Geschmackserlebnis. Vor dem ersten Schluck lohnt sich ein bewusstes Riechen am Glas, um die vielfältigen Duftnoten wahrzunehmen.

Expertentipp

Nehmen Sie sich Zeit für den Genuss eines hochwertigen Obstbrands. Ein kleiner Schluck, der langsam im Mund zergehen darf, offenbart wesentlich mehr Aromen als ein hastig getrunkenes "Stamperl".

Moderne Trends in der österreichischen Brennkultur

Während die traditionelle Brennkunst weiterhin hochgehalten wird, experimentieren viele Destillateure heute mit neuen Geschmacksrichtungen und Produktionsmethoden. Besonders beliebt sind Kreationen mit Wildfrüchten oder Kräutern aus alpinen Regionen, die einzigartige Geschmackserlebnisse bieten.

Auch im Bereich der Fassreifung gibt es innovative Ansätze. Manche Brenner nutzen Fässer, in denen zuvor Wein oder andere Spirituosen gelagert wurden, um ihren Destillaten zusätzliche Geschmacksnuancen zu verleihen. Diese "Finish"-Verfahren erfreuen sich bei Kennern zunehmender Beliebtheit.

Ein weiterer Trend ist die Rückbesinnung auf alte, fast vergessene Obstsorten. Viele Brennereien arbeiten mit lokalen Landwirten zusammen, um alte Streuobstkulturen zu erhalten und deren charakteristische Aromen in exklusiven Editionen einzufangen.

Nachhaltigkeit in der Obstbrennerei

Moderne Brennereien legen heute großen Wert auf Nachhaltigkeit. Von der schonenden Bewirtschaftung der Obstgärten bis hin zur energieeffizienten Produktion werden ökologische Aspekte zunehmend berücksichtigt. Die Reststoffe der Destillation finden als natürlicher Dünger oder Viehfutter Verwendung, wodurch natürliche Kreisläufe geschlossen werden.

Viele traditionelle Brennereien tragen durch ihre Arbeit aktiv zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Die für die Brennerei angebauten Obstbäume prägen nicht nur das Landschaftsbild, sondern bieten auch zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum.

Fazit: Lebendiges Kulturerbe mit Zukunft

Die österreichische Brenntradition ist weit mehr als die Herstellung alkoholischer Getränke. Sie ist ein lebendiges Kulturerbe, das Wissen und Fertigkeiten über Generationen bewahrt und weiterentwickelt. In einer Zeit der industriellen Massenproduktion steht sie für Handwerkskunst, Regionalität und höchste Qualitätsansprüche.

Wer einen hochwertigen österreichischen Obstbrand genießt, erlebt ein Stück dieser Tradition - komprimiert in einem Glas voller Aromen, die von der Natur der Alpenregion und dem Können ihrer Menschen erzählen. Das Interesse an diesen besonderen Spezialitäten wächst, und immer mehr Menschen entdecken die Vielfalt und Qualität österreichischer Destillate. Hier finden Sie Restaurants, in denen Sie leckeren Obstbrand probieren können